Israelisches Tanzhaus e.V.
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Leseprobe

Tanzen in der Gesamtschule - nur ein Projekt? (Auszüge)


Berlin-Steglitz, Mittwoch, 17. Januar 2001, 10:00 h: Vor der Kopernikus-Oberschule in versammeln sich 23 Schüler, gemeinsam mit einem Lehrer und einer Betreuerin. Statt des gewohnten Unterrichts dürfen die Schüler unter großem Halli und Hallo den bereitstehenden Bus besteigen, Ziel: Die Burg Ludwigstein nahe Göttingen. Für die 18 Mädchen und 5 Burschen (7. - 10. Klasse) sollen die nächsten 10 Tage weniger aus mathematischen Gleichungen oder englischer Grammatik bestehen, vielmehr dient der Aufenthalt im Jugendherbergsstil dem aktiven Einstudieren eines folkloristischen Tanzprogammes, begleitet von Freizeitaktivitäten wie Schwimmen im hauseigenen Schwimmbecken oder kürzeren Wanderungen. Saubere Schlafräume, wohlschmeckende und quantitativ ausreichende Mahlzeiten sowie ein zum Tanzen geeigneter großer Saal machen die Burg, gegründet 1415 als landgräflich-hessischer Amtssitz und heute von der Vereinigung Jugendburg Ludwigstein e.V. verwaltet, für derartige Schülerprojekte besonders geeignet. Ein umfangreiches Archiv zur deutschen Jugendbewegung macht auch aus wissenschaftlicher Sicht einen Aufenthalt auf der Burg lohnenswert.

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Im Unterricht der Schule gilt das aktive Tanzen internationaler Folkloretänze als Prämisse einer erfolgreichen handlungsorientierten Musikdidaktik:

  • So kommt das Tanzen gerade an einer Ganztagsschule den natürlichen motorischen Bedürfnissen der jugendlichen Schülern entgegen;
  • Tanzen schult die Bewegungskoordination, das Körperbewußtsein und die Konzentration im allgemeinen;
  • Tanzen fördert die musikalischen und rhythmischen Fähigkeiten und schafft überdies
  • ein positives Klima zwischen den Schülern untereinander, resultierend in einem Gruppenerlebnis, das die jeweiligen sozialen Kompetenzen des einzelnen Schülers erweitert;
  • nicht zuletzt werden durch das Tanzen neben der Musik auch Einblicke in Lebensweisen und Traditionen anderer, zumeist fremder Kulturkreise geboten, die es kennenzulernen und zu respektieren gilt und ausländerfeindlichem bzw. nationalistischem, d.h. überzogen nationalem Gedankengut entgegenwirken soll.
Die alljährliche Fahrt zur Burg Ludwigstein hat schon fast Tradition: Seit 1991 ist es bereits die elfte solche Exkursion, deren Erfolg sich insbesondere an den positiven Ergebnissen der tänzerischen Qualität sowie an dem sozialen Zusammenhalt der Gruppe als Ganzes messen läßt. Dieses Resultat entspricht dem pädagogischen Konzept der Schule, die gezielt einen ihrer Schwerpunkte in den Bereich „Musik/Tanz" legt. Mit insgesamt fünf Musiklehrern gibt es zumindest an der Kopernikus-Oberschule keine Kürzungen im Unterrichtsfach „Musik", vielmehr werden durch weitere Arbeitsgruppen (AGen) wie Jazztanz, Musikband oder Chor ein breites musisches Spektrum abgesteckt, auf rein freiwilliger Beteiligung basierend. Überdies ist die Kopernikus-Oberschule eine der ganz wenigen Schulen Berlins, die gleich zwei aktive Tanz-AGen mit einer angemessenen Anzahl von Schülern vorweisen kann (jeweils über 20).
Während des zehntägigen Jugendherbergaufenthaltes waren folgende Tanzinhalte zum Ziele gesetzt:
  • die Erarbeitung eines Tanzprogrammes für die Veranstaltung 'Tanz in der Schule - Tänze aus aller Welt' im Rahmen der (Berliner) Musischen Wochen,
  • Tanzarrangements und Choreographien für einen selbstgestalteten Tanzabend an der Kopernikus-Oberschule unter dem Titel 'folklorissimo', und
  • die Ausarbeitung einer Choreographie mit Beispielcharakter für die Veranstaltung 'Tanz in der Schule - offene und gebundene Form' im Kammermusiksaal der Philharmonie im Rahmen der (Berliner) Musischen Wochen.
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Das Berliner Beispiel mag somit recht deutlich aufzeigen, daß es auch innerhalb der recht eng gesteckten Grenzen des Senats oder der Kultusministerien in anderen Bundesländern möglich ist, durch ausreichend Eigeninitiative erfolgreich im Schulbereich unkonventionelle Perspektiven zu bieten, im konkreten Fall Folkloretanz mit besonderer Betonung auf den israelischen Volkstanz. Dies nicht nur im Interesse der Sache, des Folkloretanzes als solches, sondern vor allem im Interesse der heranwachsenden Jugend. Es mag mehr als die hier aufgezeigten Beispiele von Schülern geben, die ihre Schule einzig aufgrund der Existenz einer bestimmten AG aussuchen!

Siehe auch die Seite der Kopernikus-Oberschule.



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Stand: 26. Mai 2002