Israelisches Tanzhaus e.V.
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Leseprobe

Über den allgemein 'schludrigen' Umgang mit Kritik (Auszüge)


Im Dezember 1998 veröffentlichte die Bundeszentrale für politische Bildung unter dem Titel 'Projektwoche Israel' eine Sammlung von 'Arbeitseinheiten für Projektwochen mit ergänzenden Bausteinen', darunter auch der Baustein 'Traditionelle Musik und Volkstanz'. In der Ausgabe von tanzen 4/1999, S. 8-11, hatte ich mich eingehend mit diesem Kapitel befaßt und die Leser explizit auf eine ganze Reihe von inhaltlichen Unzulänglichkeiten aufmerksam gemacht: So hat die Autorin Edda Langecker z.B. nicht nur aus fremden Quellen (ohne Quellenangaben) abgeschrieben oder den Sinn von Zitaten verstellt, überdies kam sie durch mangelnde Recherche in vielerlei Hinsicht zu falschen Schlüssen; der Arbeit fehlte ganz offensichtlich ein durchgehende Methodik, ganz abgesehen davon, daß zu meinem Bedauern die Chance verpaßt wurde, einem breiten Publikum die Thematik 'Israelischer Volkstanz' realitätsbezogen näher zu bringen: Der zuständige Resortleiter Franz Kiefer von der Zentrale für politische Bildung sprach von einer Auflage von immerhin rund 25.000 Exemplaren bis ca. mitte Juni 1999.
Nun, bereits ein halbes Jahr vor Veröffentlichung meiner Kritik hatte ich der Bundeszentrale meine Ausführungen zukommen lassen, mit der Bitte um Stellungnahme (16.03.99). Außer einer Eingangsbestätigung (30.03.99), mit dem Vermerk, die Ausführungen seien an die Autorin weitergeleitet worden, gab es keine Reaktion seitens der Bundeszentrale (oder der Autorin). Immerhin galt es auch, die Verantwortung zu klären, die die Bundeszentrale für politische Bildung für eine unter ihrem Namen veröffentlichte Arbeit von vorne herein ablehnte. Wenn schon nicht die Bundeszentrale selbst, waren es nun die Autorin Edda Langecker, der Redaktionsleiter Ulrich Dovermann oder der Resortleiter Franz Kiefer? Schließlich wurde hier nicht irgendein Underground-Pamphlet der Öffentlichkeit präsentiert, sondern eine mit Steuergeldern finanzierte Publikation, die den Status eines Vorzeigeobjekts beanspruchen sollte.

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Wir können uns natürlich bildhaft vorstellen, daß es neben Musik-, Religions- und Sportlehrern auch unzählige Tanzpädagogen gibt, die sich berechtigt freuen, endlich eine längere und längst fällige Abhandlung in deutscher Sprache über israelische Tänze in Händen zu halten. Nur, spricht die darauf allgemein positive Reaktion - in Ermangelung vergleichbaren Materials - tatsächlich für die Richtigkeit der gemachten Ausführungen? Und wenn man Dovermann interpretieren darf, dann hält die Bundeszentrale für politische Bildung das Abschreiben (ohne Zitat und/oder Quellenangabe) aus anderen Werken in ihren Veröffentlichungen tatsächlich für 'eine seriöse und verantwortungsvolle Arbeit'! Wie dem auch sei, in meiner Antwort (25.05.00) auf Dovermanns Schreiben bat ich diesen, mir Roß und Reiter, d.h. doch nur ein, zwei Namen der 'zahlreichen Fachleute' zu nennen und nähere Daten zu den Seminartagen zu liefern, z.B. in Form eines Programmes. Immerhin hatte ich selbst ein Studium an der Hebräischen Universität absolviert und glaube außerdem, die meisten relevanten Fachleute in Israel nicht nur namentlich, sondern vor allem persönlich zu kennen. Sollten nämlich die Ausführungen von Langecker, selbst wenn sie sich in ihren Ausführungen nur auf anonyme israelische Quellen berief, wider Erwarten korrekt gewesen sein, wäre ich im Interesse der Sache mehr als gespannt gewesen, diese für mich neue Spur zum Thema 'Israelischer Volkstanz' weiterzuverfolgen. Es erübrigt sich zu sagen, daß ich auf eine weitere Erinnerung (18.07.00) keine Antwort erhielt.

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Fazit: Es wurde der Versuch gemacht aufzuzeigen, wie u.a. Institutionen der Bundesregierung einen allgemein 'schludrigen' Umgang mit kulturellen Gütern, hier zum Thema 'Tanzen', pflegen. Macht man besagte Institution auf diesen 'schludrigen' Umgang aufmerksam, wird zum einen der bereits festgelegte Standpunkt, selbst wenn er sich in unzähligen Details als falsch erweisen sollte, vehement verteidigt, zum anderen entschließt man sich jedoch nicht um eine öffentliche Richtigstellung, sondern versucht, sich ganz leise der Verantwortung zu entziehen, indem man die kritisierte Veröffentlichung einfach aus dem Verkehr zieht. Dies erscheint uns nicht nur als ein 'schludriger' Umgang mit kulturellen Gütern, sondern vielmehr in konsequenter Fortsetzung auch ein 'schludriger' Umgang mit berechtigter Kritik!
Die ab 2002 vollzogene ersatzlose Streichung des Bausteins 'Israelischer Volkstanz', offensichtlich als Resultat unserer Insistierungen, erscheint uns kläglich: Das war definitiv nicht Absicht unserer Kritik. Ganz im Gegenteil: Wir hatten versucht, Langeckers Aussagen, finanziert aus Steuermitteln, Punkt für Punkt ganz konkret richtigzustellen - auf Allgemeinheiten wurde der Sachlichkeit halber generell verzichtet -, um einem breiten Publikum ein korrektes Bild über den israelischen Volkstanz zu vermitteln. Diese Chance wurde bislang vertan. Und ob sie kommt, erscheint fraglich, denn, so Dovermann (11.05.00), es sei zu 'prüfen, ob es zum Israel-Projekt überhaupt eine Fortführung (verbesserte Neuauflage, Zufügung weiterer Projekte, die im Entwurf vorliegen, Zerlegung in Einzelvorschläge und anderes) geben kann'. Organisatorische, finanzielle und thematische Entwicklungen seien abzuwarten, sollte es jedoch eine Fortsetzung (zum Thema Israelischer Volkstanz) geben, werde sich die Bundeszentrale 'in jedem Fall' an den Schreiber dieser Zeilen wenden.
Bestünde hier nicht eine Möglichkeit, mit Bundesmitteln eine bislang ungenügend abgedeckte Thematik realitätsnah abzudecken?



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Stand: 18. Februar 2006